Freitag, 24. April 2020

Schloss Kirchheim | Allgemeines 22. April 1780: Henriette von Württemberg, die Wohltäterin Kirchheims, wird geboren

Am 22. April 1780, vor genau 240 Jahren, kam die spätere Herzogin Henriette von Württemberg als Prinzessin von Nassau-Weilburg in der Pfalz zur Welt. Über 45 Jahre lebte sie in Schloss Kirchheim u.Teck. Zunächst zog sie mit Ehemann und Kindern in die Wohnräume. Die längste Zeit aber lebte sie als Witwe im Schloss auf den Mauern der alten Landesfestung und engagierte sich als Wohltäterin in der Stadt.

EINE FROMME HESSIN IN SCHWEDEN

Am 28. April 1652 kam Magdalena Sibylla in Darmstadt als Tochter des Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt zur Welt. Ihr Leben nahm schon in jungen Jahren eine außergewöhnliche Wendung: Nachdem ihre Mutter 1665 gestorben war, nahm ihre Tante mütterlicherseits, die verwitwete Königin Hedwig Eleonore von Schweden, sie zu sich. In Stockholm erhielt Magdalena Sibylla ihre tiefe protestantische Prägung. Und dort begegnete sie auch dem württembergischen Erbprinzen Wilhelm Ludwig, der sich – gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Friedrich Carl – unter dem Decknamen „Herr von Hellenstein“ anonym auf seiner „Kavalierstour“ der Bildungsreise an die europäischen Höfe befand, wie das damals für junge Männer des Adels üblich war.

 

VIER KINDER IN DICHTER FOLGE
Am 6. November 1673 heirateten Magdalena Sibylla und Wilhelm Ludwig in Darmstadt, im Februar 1674 zog das junge Paar mit großen Feierlichkeiten in der württembergischen Residenz Stuttgart ein. Die Ehe der beiden hielt allerdings nur kurze Zeit – bereits 1677 starb der Herzog in Hirsau. Seine junge Frau hatte in den vier Jahren ihre dynastische Aufgabe erfüllt und bereits mehrere Kinder auf die Welt gebracht. Zwei Töchter waren bereits geboren, eine kam noch nach dem Tod des Vaters auf die Welt. Vor allem aber gab es einen Thronfolger, den neun Monate alten Sohn Eberhard Ludwig, den späteren Herzog.

 

NUR MITVORMUND DES EIGENEN SOHNES

Nach dem Tod ihres Mannes war die 25-jährige Magdalena Sibylla nicht nur für die Erziehung des Erbprinzen und seiner Schwestern zuständig, sondern wurde auch regierende Herzogin von Württemberg. Allerdings blieb ihr politischer Einfluss beschränkt: Nicht sie wurde Vormund ihres Sohnes, sondern – auf Befehl des Kaisers – ihr Schwager Friedrich Carl. Magdalena Sibylla wurde lediglich Mitvormund ihres eigenen Sohnes. Ihre Zeit widmete sie der „christfürstlichen“ Erziehung des späteren Thronfolgers. Ihre theologische Neigung trug reiche Früchte: Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen des protestantischen Kirchenlieds der Barockzeit. Ihre Dichtungen fanden Eingang in mehreren Liedersammlungen und evangelischen Gesangsbüchern.

 

KIRCHHEIM ALS WITWENSITZ WAR VORHERBESTIMMT

1693, mit 16 Jahren, übernahm Eberhard Ludwig, vom Kaiser vorzeitig mündiggesprochen, die Herrschaft über das Herzogtum Württemberg. Nach seinem Regierungsantritt zog sich Magdalena Sibylla auf ihren Witwensitz Schloss Kirchheim zurück. Das war so üblich: Schon im Ehevertrag legte man fest, wo eine fürstliche Witwe wohnen sollte, denn das Residenzschloss bezog ja der neue Herrscher. Mit der Festlegung verbunden war auch das Einkommen, von dem die Witwe leben sollte.

 

VORBEREITUNG AUF DEN TOD
In Schloss Kirchheim tat die nun 41-jährige Herzoginwitwe etwas, was aus heutiger Sicht ganz befremdlich erscheint: Sie bereitete sich auf ihren Tod vor. Frühzeitig entwarf sie ihren Sarg, den sie kunstvoll mit Sprüchen und Liedern schmücken ließ. Detailliert schrieb sie auf, wie sie sich ihr Begräbnis wünschte, bestimmte den Predigttext und suchte Lieder und Musik für diesen Anlass aus. Allerdings dauerte der Weg zum Tod dann noch fast zwei Jahrzehnte: Sie starb erst im Alter von 60 Jahren. Für heutige Menschen schwer verständlich ist es, dass die Herzoginwitwe schließlich Anzeichen erkannte, die auf ihr baldiges Ende hindeuteten. Wenig später lag sie im Sterben. Bewusst verabschiedete sie sich von ihrer Familie. Von ihrer tiefen Frömmigkeit geprägt, freute sie sich auf das Jenseits.

 

Information
Aktuell ist das Schloss Kirchheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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